Die Motivation ins Büro zu kommen ändert sich
Längere Arbeitswege machen einen Neustart fürs Büro erforderlich
Weltweit verbringen die Menschen immer mehr Zeit auf dem Arbeitsweg. Neu veröffentlichte Zahlen zeigen, dass ein Amerikaner durchschnittlich mehr als 27 Minuten benötigt, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Seit 1980 verlieren Arbeitnehmer so jährlich durch das Pendeln eine komplette Arbeitswoche. Dieses Problem bezieht sich nicht nur auf die USA, sondern ist global. Obwohl diese jüngste Studie aus den USA stammt, befinden sich nur zwei amerikanische Städte unter den Top 20 der Städte mit den längsten Pendelzeiten. Mexiko-Stadt, London, Berlin, Paris, Singapur, Sydney und Toronto haben das unglückliche Los gezogen, einen Spitzenplatz unter den schlimmsten Pendler-Städten der Welt einzunehmen. Die Zunahme von Verkehrsengpässen trägt dazu bei, dass das Büro grundlegend verändert werden muss, damit sich der lange Arbeitsweg wieder lohnt.
Schnelles Wirtschaftswachstum – viele neu geschaffene Arbeitsplätze in Großstädten ohne ausreichend erschwinglichen Wohnraum – treibt die Menschen aus den Stadtzentren. Fernarbeit ist nicht immer eine Lösung, auch wenn sich manche Stellen und Aufgaben dafür eignen. Harvard Business Review berichtete kürzlich über eine vierjährige Studie eines großen Technologieunternehmens, im Rahmen derer festgestellt wurde, dass die Kommunikation mit dem Team bei auswärts tätigen Mitarbeiter um 80 % sinkt im Vergleich zu Teammitgliedern, die räumlich zusammenarbeiten. Außerdem kann nicht jeder außerhalb des Büros arbeiten. Laut dem Steelcase Global Report: Mitarbeiterengagement und Arbeitsplätze in aller Welt arbeiten 55 % der Mitarbeiter weltweit nie außerhalb des Unternehmens.
Die Motivation ins Büro zu kommen ändert sich
Da die Angestellten längere Wegstrecken bewältigen müssen, ist es umso wichtiger, dass die eigentliche Arbeit nach Ankunft im Büro reibungslos und produktiv verläuft und revitalisierend wirkt.
Mit zunehmender Tendenz verbringen Angestellte mehr als die Hälfte ihres Tages mit der Arbeit im Team – ein Anteil, der ohne jegliche Anzeichen einer Verlangsamung stetig steigt, da auf Wachstum ausgerichtete Unternehmen für die Entstehung und schnellere Vermarktung neuer Ideen auf Teams setzen.
Die Forschung zeigt uns, dass solche leistungsstarken Teams auf eine neue Art und Weise arbeiten. Sie passen Projekte konstant von Teamspieler zu Teamspieler – wie bei einem Fußball- oder Basketballturnier. Nur gemeinsam können sie ein Projekt zum Erfolg bringen. Diese Arbeitsweise steht in starkem Kontrast zu früher, als ein Mitarbeiter zunächst einen Teil eines Projektes abschloss, um seine Ergebnisse dann an Kollegen weiterzureichen – vergleichbar mit einem Staffellauf. Die heutige rasante, iterative Art der Zusammenarbeit funktioniert besser und die Zuständigkeiten wechseln schneller.
Die Art unserer Zusammenarbeit ändert sich
Immer mehr Teams verwenden heutzutage zur Strukturierung ihrer Arbeit die Methoden von Design Thinking (kreative Problemlösung) und agilem Arbeiten (schnelle Umsetzung) – beide Vorgehensweisen sind dynamisch und zügig. Die Teams wechseln schnell zwischen Arbeitsmodi und Anwesenheit ist für einen reibungslosen Ablauf der Arbeit von großer Bedeutung.
Unabhängig von der Methode nimmt die moderne Zusammenarbeit verschiedene Formen an und reicht von Teams, die konstant zusammenarbeiten, bis hin zu formellen Meetings, aktiven Brainstorming-Sessions, informellen Zusammenkünften und zufälligen Interaktionen. Durch die Arbeitsweise von Angesicht zu Angesicht und Schulter an Schulter sind Teams schneller und können Probleme gemeinsam in Echtzeit lösen. Außerdem trägt das Miteinander zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit bei, fördert Beziehungen und schafft Vertrauen – die Währung der Innovation.
So verändert sich das Büro
Da die Menschen mehr Zeit im Büro und mit Kollegen verbringen, durchläuft der Arbeitsplatz derzeit ebenfalls einen Wandel. Büros, die auf lineare Prozesse (reihenweise Einzeltische oder private Büros) ausgelegt sind, unterstützen iterative, schnelllebige Teams oder zwanglose, spontane Zusammenkünfte nicht ausreichend. Entsprechend investieren Unternehmen mehr Raum und Ressourcen in die Schaffung von Teambereichen und Gemeinschaftsflächen, die eine erfolgreiche und produktive Zusammenarbeit im Team ermöglichen.
Laut Designern sollte eine gelungene Basis für ein Team:
- die direkte Teamarbeit fördern und ständigen Zugriff auf die benötigten Informationen gewährleisten;
- eine selbstständige Anpassung des Arbeitsbereiches auf die jeweilige Aufgabe möglich machen;
- rasche Wechsel zwischen digitalen und analogen Tools ermöglichen;
- und Räume schaffen, die die Teammitglieder anregen, sich miteinander und mit den Arbeitsinhalten aktiv auseinanderzusetzen.
Außerdem tragen gelungene Gemeinschaftsbereiche dazu bei, dass die Mitarbeiter produktiv arbeiten und sich wohlfühlen, wenn:
- die benötigte Privatsphäre (visuell, akustisch und territorial) angemessen berücksichtigt wird;
- der Körper in einer der vorliegenden Aufgabe entsprechenden Haltung unterstützt wird (Sitzen in einer Lounge-Umgebung, im Arbeitsstuhl, im Stuhl auf Thekenhöhe oder Arbeiten im Stehen);
- der Abstand zwischen Mitarbeitern, ihren Tools, den Möbeln sowie dem Gesamtraum bewusst geplant wird;
- und wenn sie die einzigartige Marke und Kultur des Unternehmens zum Ausdruck bringen.
So wie sich also die Arbeit immer mehr nach den Teams ausrichtet, folgt die Arbeitsumgebung demselben Beispiel. Wir sind von Natur aus soziale Wesen. Und auch wenn wir uns vielleicht nie auf unseren Arbeitsweg freuen werden, werden wir doch weiterhin die Kontakte und die gemeinschaftliche Arbeit zu schätzen wissen, die sich aus der direkten Zusammenarbeit mit unseren Kollegen ergeben.