Camp Ignite fördert die Chancengleichheit
Steelcase geht Partnerschaft zur Stärkung Jugendlicher in ländlichen Gebieten Rumäniens ein
Alexandra Moldovan, Projektmanagerin bei Steelcase, hat ein authentisches, freundliches Lächeln. „Ich hatte einen Traum. Als ich jünger war, nahm ich an einem Feriencamp für Jugendliche teil, das vom Peace Corps (unabhängige US-Behörde mit dem Ziel der Völkerverständigung) organisiert wurde. Diese Erfahrung veränderte mein Leben. Ich habe immer gehofft, anderen jungen Menschen helfen zu können, dieselbe Erfahrung zu machen und ihre Begeisterung zu wecken.”
Als Moldawan vor fünf Jahren im European Business Center des Unternehmens in Cluj für Steelcase zu arbeiten anfing, begann das vom Steelcase Social Impact Team unterstützte Projekt, Form anzunehmen. Kim Dabbs, VP of Social Innovation, bestätigt: Alles, was wir tun, alles was wir als Unternehmen entwickeln, hat Einfluss auf die Welt. Sicherzustellen, dass unsere Richtlinien, Vorgehensweisen und Partner ganzheitlich ausgerichtet sind – sowohl innerhalb von Steelcase als auch außerhalb – ist das Wichtigste und entscheidend für unsere Arbeit. Wir legen unser Augenmerk auf die Etablierung von Partnerschaften, den Zugang zu besserer Schulbildung und mehr Gleichberechtigung. Wir möchten einerseits positive Veränderungen für die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, erzielen und gleichzeitig die Umwelt schützen.
Alina Foghis, Fundraising & Marketing Coordinator bei World Vision, fährt fort: „Alexandra schlug mir 2015 vor, in Zusammenarbeit mit Steelcase ein Feriencamp zu organisieren. Ich nehme gerne neue Herausforderungen an und ihre Idee überzeugte mich, also war ich einverstanden.“ So entwickelte sich eine schöne Freundschaft und ein überzeugendes Projekt namens Camp Ignite.”
World Vision führt langfristige Gemeinschaftsprojekte in unterversorgten ländlichen Gemeinschaften durch. Die Organisation konzentriert sich vornehmlich auf Bildungsthemen und die Reduzierung der Schulabbrecherquote. Laut der Europäischen Kommission lag die Schulabbrecherquote in Rumänien im Jahr 2018 bei 16,4 Prozent für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren. Das ist fünf Prozent höher als der Durchschnitt in der Europäischen Union, erklärt Foghis. Die Zahlen sind in ländlichen Gebieten noch dramatischer. Die Schulabbrecherquote beträgt dort mehr als 26 Prozent. Zu den Abbrechern gehören überwiegend Mädchen. „Unsere Programme erleichtern den Kindern den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, außerschulischen Aktivitäten, Karrieremöglichkeiten und tragen zur Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Familien bei“, so Foghis. Steelcase unterstützt seit mehreren Jahren Projekte von World Vision finanziell. Inzwischen hat sich die Beziehung zu einer echten Partnerschaft entwickelt und Camp Ignite findet bereits zum 9. Mal statt.
„Camp Ignite legt den Fokus auf die Entwicklung von Führungsqualitäten und die Fähigkeit, kritisch zu denken. Darüber hinaus werden Geschlechtergerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion gefördert”, erklärt Moldawan. Das fünftägige Feriencamp ermöglicht es Jugendlichen, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen und zu erleben, dass sie kompetent sind und Einfluss nehmen können. Die Mitarbeiter von Steelcase sind verantwortlich für die Gestaltung und Moderation der Feriencamps, die zweimal im Jahr stattfinden und an denen jeweils 30 Jugendliche aus World Vision-Projekten teilnehmen. Das Projekt hat dem Unternehmen geholfen, einige seiner besten Talente zu halten – die derzeitige Bindungsrate liegt bei 90 %. Bisher haben über 270 Teenager an den Feriencamps teilgenommen.
Kinga Pakucs, eine der Anleiterinnen von Steelcase, die für die Durchführung der Ferienlager verantwortlich ist, sagt: „Ich habe vor fünf Jahren als Moderatorin bei Camp Ignite angefangen. Damals stand das Projekt am Anfang. Ich hatte selbst als Teenager am Ferienlager teilgenommen, ähnlich wie Alexandra. Als sich die Chance bot, die Kontakte zum Ferienlager wiederzubeleben, wollte ich mir diese nicht entgehen lassen. Ich profitiere jedes Jahr davon und entwickle mich dadurch selbst persönlich weiter. Es begeistert nicht nur die Teilnehmer, sondern uns alle.“ Kim Dabbs bestätigt: Häufig kommen unsere Angestellten auf mich zu, umarmen mich und sagen: „Genau deshalb arbeite ich bei Steelcase – weil wir dort die Möglichkeit haben, solche Dinge zu tun.“ Ich finde das absolut großartig. Wir verfolgen nicht nur einen innovativen und gemeinschaftlichen Ansatz, um sozialen Einfluss auszuüben, sondern geben unseren Mitarbeitern darüber hinaus auch die Freiheit und Flexibilität, herauszufinden, wie sich dies auf lokaler Ebene auswirkt.
Senior Designer Nicolae-Andrei Droc spricht über seine Erfahrungen im Feriencamp und fügt hinzu: „Als Anleiter bieten wir keine Antworten, sondern stellen Fragen und schaffen einen sicheren Raum, um Gespräche zu beginnen.“
„Das Ferienlager bringt unterschiedliche Perspektiven zusammen, die alle gleichermaßen wichtig sind“, sagt Pakucs. „Wir lernen Empathie, fördern die Anpassungsfähigkeit, unterstützen die Vielfalt und neue Denkweisen.“ Dragos, einer der Teilnehmer, bestätigt: „Das Beste am Ferienlager ist, dass man hundertprozentig ehrlich sein kann.”
„Das Ferienlager bringt unterschiedliche Perspektiven zusammen, die alle gleichermaßen wichtig sind.“
Kinga PakucsSteelcase Anleiter*in, Camp Ignite
Foghis erklärt, warum dies so wichtig ist: „Laut World Vision sind traditionelle Geschlechterrollen in ländlichen Gebieten sehr stark ausgeprägt: Die Mütter kümmern sich um ihre Kinder und üben normalerweise keinen Beruf aus. Die Väter sind allein für die finanzielle Versorgung zuständig. Abweichungen von der Norm, sei es Geschlecht, Rasse oder Neigungen, sind nicht gerne gesehen. Mobbing und häusliche Gewalt sind an der Tagesordnung. Diese Stereotypen zu brechen und Mädchen davon zu überzeugen, dass sie das Recht haben, Fußball zu spielen, ist eigentlich keine große Sache, wird allerdings immer noch nicht akzeptiert – ähnlich wie Jungen immer noch nicht weinen können, ohne sich dabei unwohl zu fühlen.”
Adela, die 2016 teilnahm, bestätigt dass Camp Ignite sie stark beeinflusst hat: „Ich komme aus dem Dorf Baciu im Landkreis Cluj. Rückblickend denke ich, dass diese Erfahrung die Art und Weise verändert hat, wie ich die Welt sehe. Heute konzentriere ich mich auf mein Studium an der sprachlichen Fakultät in Cluj-Napoca. Meine Schwerpunkte sind englische und deutsche Sprache sowie Literatur. Ich habe keine Angst, für das einzustehen, was ich will, auch wenn es nicht zu einigen der traditionellen Rollen passt, die die rumänische Gesellschaft für Frauen vorsieht.”
Aufgrund der COVID-Beschränkungen fand das Camp 2020 rein digital statt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden mit Tablets ausgestattet und es wurde sichergestellt, dass ihnen eine stabile Internetverbindung zur Verfügung steht. „Es dauerte eine ganze Weile, um alles zu organisieren“, sagt Pakucs lächelnd. „Es war nicht einfach, den Kontakt zu allen herzustellen, aber wir fanden einen Weg. Und die Teenager durften nach dem Camp die technische Ausrüstung behalten.“
„Ich war davon überzeugt: „Du kannst es tun. Du kannst wirklich etwas bewirken.“
AnastasiaCamp Ignite Teilnehmer*in
Anastasia, eine der diesjährigen Teilnehmerinnen, war zunächst skeptisch, was die Remote–Veranstaltung anging, änderte aber bald ihre Meinung: „Als ich hörte, dass das Camp online stattfindet, stellte ich mir zunächst vor, dass wir an einem relativ strikten Kurs teilnehmen würden, in dem man uns verschiedene Themen präsentiert. Die Realität hätte nicht anders aussehen können – es war ein wirkliches Camp! Der Altersunterschied zwischen den Anleitern fiel kaum ins Gewicht. Es gab keine Hierarchien. Wir hörten einander alle gegenseitig zu. Die Geschichten und Erfahrungen aller wurden wertgeschätzt. Als das Camp endete, fühlte ich mich, als könnte ich Berge versetzen. Ich war davon überzeugt: „Du kannst es tun. Du kannst wirklich etwas bewirken.“
Die Auswirkungen der Camps sind signifikant. „Auf Mikroebene hilft das Camp Teenagern, die Art und Weise zu verändern, wie sie sich selbst sehen und hilft ihnen so, mit den üblichen Lebensentwürfen zu brechen und Alternativen zu entdecken. Auf Makroebene wirkt es sich auf die Communitys aus und trägt zum systemischen Wandel in unserer Gesellschaft bei“, erklärt Pakucs.
Die Verbindung zu den Teilnehmern bleibt auch nach Ende des Camps bestehen. Die Teilnehmer bleiben über die Alumni Community in Kontakt, einem virtuellen Treffpunkt, der dazu beiträgt, die im Camp entstandene Begeisterung aufrecht zu erhalten. Einige von ihnen, wie Dragos, entscheiden sich dafür, selbst Anleiter zu werden. Andere haben Projekte in ihren eigenen Communitys gestartet.
„Das Camp hat mir geholfen, eine neue Sichtweise anzunehmen“, schließt Droc. „Eine Sichtweise, die vorsieht, dass man einander unterstützt und die verschiedene Standpunkte begrüßt. Eine Welt, in der Familien, Städte und Gesellschaften wirklich inklusiv sind.“