Anmerkung der Redaktion: Zur Gewährleistung der guten Lesbarkeit wird auf die durchgehende/gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Die Informationen gelten außerdem für alle Bildungseinrichtungen, auch, wenn diese nicht immer explizit genannt werden.
Bereits vor Beginn der Pandemie zeichneten sich Transformationsprozesse im Bildungswesen ab, die sich auch nach Eindämmung des Virus fortsetzen werden. Die Erfahrungen, die Studierende, Dozenten und andere Angestellte in Bildungseinrichtungen im Laufe der Pandemie gemacht haben, haben diese Trends noch zusätzlich beschleunigt und verstärkt. Der Übergang zu Online-Unterricht und Blended Learning hat gezeigt, dass die Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich sind und viele Ungleichheiten bestehen und dass viele Lernumgebungen die pädagogischen und technischen Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr erfüllen. Außerdem hat das Wohlbefinden aller gelitten, denn die Studierenden und Dozenten hatten Schwierigkeiten, effektiv zu unterrichten bzw. zu lernen.
Was Studierende und Dozenten erwarten und brauchen
Die Bandbreite an unterschiedlichen Erfahrungen beim Lernen bzw. Unterrichten im Distanzunterricht war riesig und wird Auswirkungen darauf haben, wie sich Studierende und Dozenten den Unterricht in Zukunft vorstellen.
Sich sicher fühlen und sicher sein
Bildungseinrichtungen mussten sich bisher nicht damit befassen, die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. In Zeiten von Covid-19 ist der Sicherheitsaspekt allerdings besonders wichtig geworden. In Bezug auf die Luftqualität, Sauberkeit der Umgebung, Raumbelegung, die Einhaltung eines Mindestabstands und der jetzigen Sicherheitsvorgaben sind neue Erwartungen entstanden.
Ein starkes Verbundenheitsgefühl
Studierende, Dozenten und andere Angestellte in Bildungseinrichtungen leiden allesamt unter einem Gefühl der Isolation. Um dies zu adressieren, sollten Bildungseinrichtungen in Zukunft eine Herangehensweise ans Lernen wählen, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht und in der das Zugehörigkeitsgefühl eine tragende Rolle spielt. Ein fehlendes Zugehörigkeitsgefühl wirkt sich sowohl auf Studierende als auch auf Dozenten negativ aus. Mangelndes Wohlbefinden bei den Studierenden kann zu nachlassenden Leistungen und höheren Abbruch- und Abschlussquoten führen, was sich wiederum auf die Fördermittel und Finanzen der Bildungseinrichtung auswirkt. Gleichzeitig führen Burnouts bei den Dozenten zu mehr Fehltagen, sinkendem Wohlbefinden, steigenden Gesundheitskosten und einer hohen Fluktuationsrate.
Effektiver Distanzunterricht
Online-Unterricht bringt andere Herausforderungen mit sich als der traditionelle Unterricht im Klassenzimmer. Laut einem Bericht von McKinsey hat Covid-19 die Bereitschaft oder Möglichkeit, eine höhere Bildungsinstitution zu besuchen, verringert. Zum Beispiel glauben 30 % der Abiturienten, dass sie akademisch nicht gut genug auf den Besuch einer Universität vorbereitet sind. Der Erfolg von Distanz-Lernen kann zudem stark vom Einkommen abhängen. Weniger als die Hälfte (40 Prozent) der Studierenden aus Haushalten mit geringem Einkommen geben an, dass sie Zugang zu der für den Online-Unterricht benötigten Ausrüstung haben, im Vergleich zu 72 Prozent der Studierenden aus Haushalten mit hohem Einkommen.
Ganzheitlicher Komfort
Studierende, Dozenten und andere Angestellten in Bildungseinrichtungen haben jetzt Erfahrungen damit, vom Sofa, Bett oder der Küche aus zu unterrichten, zu arbeiten und zu lernen. Sie wünschen sich nun eine ganzheitliche Herangehensweise an das Thema Wohlbefinden. Lernumgebungen sollten neben dem körperlichen Wohlbefinden auch den emotionalen und kognitiven Komfort berücksichtigen. Die Menschen möchten ihre Körperhaltung ändern und wünschen sich Umgebungen, die dies ermöglichen bzw. allgemein die Möglichkeit zu Bewegung bieten. Außerdem wünschen sie sich eine emotional sichere, unterstützende Umgebung, um zu lernen oder zu unterrichten sowie eine entsprechende Unterrichtskultur. Lernumgebungen sollten inklusiv gestaltet werden, Zugehörigkeit vermitteln und ruhige Bereiche zur Erholung bieten.
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Mehr Kontrolle
Die Steelcase Learning Environment Evaluation (LEE)-Studie zeigt, dass sich sowohl Studierende als auch Dozenten mehr Einfluss auf ihre Lern- bzw. Lehrumgebung wünschen. Sie benötigen mehr Auswahl, um selbst zu entscheiden, wo und wie sie lernen und arbeiten wollen. Außerdem möchten sie ihre Lern- und Arbeitsumgebung selbst entsprechend der anstehenden Aufgabe anpassen. Die LEE-Studie zeigt einen Anstieg um 92 Prozent bei der Anzahl an Studierenden, die immer oder häufig ihre Umgebung anpassen, damit sie die Lernprozesse bestmöglich unterstützt. Bei den Unterrichtenden war ein Anstieg um 86 Prozent zu erkennen in Bezug auf die Frage, ob man gerne oder sehr gerne die Möblierung der Unterrichtsräume selbst anpassen möchte. Mobile Möbel, verschiedene Sitzgelegenheiten und die Möglichkeit, die Körperhaltung zu ändern, fördern außerdem die Eigenständigkeit der Studierenden.
Makroverschiebungen im Bereich der Lernumgebungen
Um bessere Lern- und Lehrerfahrungen zu ermöglichen, die den Studierenden und Dozenten das bieten, was diese sich wünschen und benötigen, sollten Bildungsinstitutionen vier Makroverschiebungen in Bezug auf den Faktor Raum berücksichtigen.
Design, das Sicherheit bietet
Neue Verhaltensvorgaben wie das Tragen von Masken und die Einhaltung von Abstandsvorschriften sollten von Anpassungen an den Räumen ergänzt werden. Bildungseinrichtungen können dafür sorgen, dass ihre Räume noch sicherer werden, indem sie diese so einrichten, dass die Übertragung von Krankheitserregern sehr unwahrscheinlich ist. Wenn Schulen und Universitäten besser verstehen, wie sich Pathogene im Raum verteilen, können sie neue, systematische Strategien entwickeln, um das Risiko einer Ansteckung zu verringern.
Design, das effektives Lernen ermöglicht
Studierende und Dozenten haben allesamt unter der Pandemie gelitten. Die Effektivität beim Lernen und Unterrichten hat nachgelassen. In Zukunft benötigen sie multimodale Lernumgebungen, die sowohl die Bedürfnisse des Einzelnen als auch die der Gruppe berücksichtigen und darüber hinaus verschiedene Lernmodi unterstützen. Zum Beispiel könnten Bibliotheken so entworfen werden, dass sie auch die Arbeit in Gruppen unterstützen, anstatt nur das individuelle Lernen. Schulen und Universitäten sollten darüber hinaus auch Bereiche anbieten, die hybrides Lernen und Blended Learning fördern.
Design, das inspiriert
Menschen, die eine Krise durchleben, suchen Inspiration – sie möchten zu einem übergeordneten, bedeutsamen Ziel beitragen. Deshalb sollte die Zugehörigkeit der Studierenden zur Bildungseinrichtung gefördert und die Gemeinschaft gestärkt werden. Wenn Studierende die Möglichkeit erhalten, sich mit ihren Dozenten auseinanderzusetzen und Zugang zu inspirierenden Räumen erhalten, kann eine starke Gemeinschaft entstehen, was zu besseren Lernergebnissen führt. Bewusst gestaltete Lernumgebungen fördern bedeutsame Interaktionen und signalisieren, dass Wandel und Anpassung wichtige Elemente der Kultur der Bildungseinrichtung darstellen.
Design, das flexibel ist
Traditionell konzipierte Gebäude verfügen häufig über fest verbaute Elemente, Möbel und Stromanschlüsse. Jetzt sind an Universitäten und Schulen allerdings flexible und schnell anpassbare Umgebungen gefragt, die für viele verschiedene Lernmodi infragekommen. Bildungseinrichtungen werden verstärkt zu multifunktionalen Räumen übergehen, die verschiedene Arbeitsweisen ermöglichen. Mithilfe mobiler Möbel können Arbeitsbereiche bei Bedarf erweitert oder verkleinert werden.
Die Krise, die wir durchlebt haben, war zwar für niemanden von uns einfach, hat aber Veränderungen beschleunigt, die die Lernerfahrung verbessern werden. Die Verantwortlichen an Schulen und Universitäten sollten jetzt die Chance nutzen, Lernumgebungen komplett zu überdenken und neue Herangehensweisen zu erschließen, um hochwertige Schulbildung zu bieten.
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