Das richtige Umfeld für hybrides Arbeiten: Design hybrider Arbeitsumgebungen
Raumdesign mit Fokus auf hybride Arbeit.
Als Jo nach mehr als zwei Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Weg ins Büro ist, weiß sie, dass sich alles anders anfühlen wird als früher. Sie hat inzwischen keinen eigenen Schreibtisch mehr — ihr Unternehmen ist im Rahmen einer Initiative für hybrides Arbeiten zu freier Arbeitsplatzwahl übergegangen. Sie verbringt mehr Zeit in Video-Calls — an mehr als der Hälfte ihrer Besprechungen nehmen auch zugeschaltete Teilnehmer*innen per Video teil. Sie teilt ihr Arbeitspensum entsprechend ihren Tätigkeiten und in Abstimmung mit ihrem Privatleben ein. Sie freut sich, dass sie jetzt viel flexibler und autonomer agieren kann, aber…
Wenn Jo beim Betreten ihres Unternehmens genau dieselbe Arbeitsumgebung vorfindet, wie vor zwei Jahren und der einzige Unterschied darin besteht, dass neue Arbeitsplatzrichtlinien eingeführt wurden, dann wird es für sie schwierig werden, ihre Arbeit zu erledigen und sie wird sich fragen, warum sie sich überhaupt die Mühe gemacht hat, ins Unternehmen zu kommen. Sie erwartet, dass das Büro mehr bietet als das, was sie auch zu Hause vorfindet. Sie möchte neue Möglichkeiten nutzen, um mit anderen in Verbindung zu treten, gemeinsam sinnvoll zu arbeiten und sie wünscht sich, dass gleichzeitig ihre Grenzen und ihr persönliches Bedürfnis nach Privatsphäre berücksichtigt werden.
Warum das Nachbarschaftskonzept?
Und so geht es nicht nur Jo. Studien deuten darauf hin, dass Zugehörigkeit und Einfluss auf die Arbeitsumgebung für alle Angestellten von Unternehmen, die hybride Arbeitsweisen übernommen haben, jetzt Must-Haves sind. Fest steht, dass sich durch die hybride Arbeit alte Muster und Verhaltensweisen verändern. Außerdem wünschen sich die Mitarbeitenden einen humaneren Arbeitsplatz, was bedeutet, dass das Büro jetzt eine Reihe neuer Bedürfnisse adressieren muss.
Beim Arbeitsplatzdesign ging es bisher vornehmlich um Hierarchie und Effizienz. Wir sind überzeugt, dass wir stattdessen Inspiration aus einer neuen Quelle ziehen sollten — aus den Nachbarschaften und Gemeinschaften, in denen wir leben, lernen und wachsen. Gute Nachbarschaften bzw. Viertel sind divers, inklusiv und resilient. Sie bringen die Menschen zusammen, wodurch ein Zugehörigkeitsgefühl entsteht. Gleichzeitig verändern sie sich parallel zu den sich ändernden Bedürfnissen der dort lebenden Menschen. Jeder ist für das große Ganze mitverantwortlich und dennoch hat jeder ganz individuell die Möglichkeit, sich einzubringen. (Erfahren Sie mehr in ‚Die neue hybride Arbeitsumgebung‘). Wir haben uns gefragt: Ist es möglich, die Arbeitsumgebung so zu gestalten, wie die Orte, an denen wir leben?
Wenn wir uns vorstellen, dass die Arbeitsumgebung den Gemeinschaften entspricht, in die wir eingebettet sind, dann wird es dort gemeinsam genutzte Bereiche für alle geben, wie bspw. Parks, offene Plätze und Cafés, die in die Nachbarschaft eingebettet sind, in der die Menschen leben und die einzigartigen Bedürfnisse und Persönlichkeiten der dort lebenden Menschen widerspiegeln.
Diese Vorstellung unterscheidet sich grundlegend von der bisherigen Konzeption von Unternehmensabteilungen, die vorsieht, dass allen genau die gleichen Raumtypen zur Verfügung stehen. Eine am Nachbarschaftsprinzip angelehnte Arbeitsumgebung ist inklusiv , denn sie bietet eine große Auswahl an Räumen, was den unterschiedlichen Bedürfnissen und Arbeitsweisen der Menschen entgegenkommt. Die vorhandenen Bereiche sind dann entweder zur gemeinsamen Nutzung oder werden – je nah Menge der anfallenden hybriden Arbeit oder entsprechend der Vorgehensweisen des jeweiligen Teams – Teams als Basis im Büro zugeordnet, der sich die Menschen zugehörig fühlen. (Erinnern Sie sich an Jo? Sie wird nun wissen, wo sie Kolleg*innen und Arbeitstools findet — so entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl).
Bei der Planung von Arbeitsumgebungen nach dem Nachbarschaftsprinzip geht es um multimodale, hochflexible Räume, die viele verschiedene Arbeitsweisen in einem Setting ermöglichen. So können die Nutzer*innen einfach zwischen Fokusarbeit, Zusammenarbeit, sozialen Interaktionen und Lernmodi wechseln oder ganz einfach Zeit miteinander verbringen. Die modulare Planung bedeutet, dass Unternehmen die Bereiche innerhalb einer größeren Arbeitsumgebung einfach anpassen können und so resilient sind in Bezug auf sich ändernde Teambedürfnisse. Und sie berücksichtigen und unterstützen unterschiedliche Richtlinien für hybrides Arbeiten sowie künftige Veränderungen.
Solche Arbeitsumgebungen werden sich zwar entsprechend vielfältigen Faktoren unterscheiden, darunter:
- Organisation und Teamkultur
- Unternehmensgröße und -standort
- Art der Arbeit und Arbeitsabläufe
- Anteil der hybriden Arbeit und Grad der Mitarbeitermobilität
Dennoch sollten folgende Faktoren erfüllt sein: gleiche Voraussetzungen für alle (die Bedingungen sollten für alle – ob vor Ort anwesend oder zugeschaltet – gleich sein; beim Design der Arbeitsbereiche fließt der Input der Nutzer*innen ein) Engagement ermöglichen (eine Basis schaffen für Teams, damit die Mitarbeitenden sich einbringen oder fokussiert arbeiten können und im Flow bleiben) sowie einfache Handhabung (multimodale Umgebungen und Settings geben den Mitarbeitenden die Möglichkeit, unterschiedlichen Aktivitäten nachzugehen und nahtlos zwischen physischen und virtuellen Szenarien zu wechseln).
HYBRIDE ARBEITSUMGEBUNGEN GESTALTEN
Eine solche Umgebung stärkt die Verbundenheit von Jo und ihren Teamkolleg*innen und sie fühlen sich dem Unternehmen als Ganzes mehr zugehörig.
Einige der Einzelarbeitsplätze werden Mitarbeitenden zugewiesen, die mehr Zeit im Büro verbringen und andere werden vom Team geteilt. Beide bieten ein hohes Maß an Privatsphäre, damit sich die Menschen bei der Arbeit konzentrieren können. Aber wenn Jo allein einen Video-Call durchführen oder sich einfach zurückziehen möchte, stehen ihr sogar noch weitere Optionen zur Verfügung, um den für sie richtigen Privatsphäregrad zu wählen. Anbei gibt es sowohl geschlossene als auch offene Bereiche zur hybriden Zusammenarbeit für verschiedene Arten von Besprechungen, was den Übergang von Einzel- zu Gruppenarbeit erleichtert und sowohl anwesende als auch virtuelle zugeschaltete Teamkolleg*innen unterstützt. Darüber hinaus gibt es in der Mitte eine Art „Garten zum Austausch“, in dem sich das Team zusammenfinden kann, um sich zu unterhalten und voneinander zu lernen.
Genau wie bei Jo zu Hause ist Jos Arbeitsumgebung in eine größere Community im Unternehmen eingebettet, in der Bereiche, die Teams gehören und gemeinsam genutzte öffentliche Bereiche die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gemeinschaft unterstützen. Denn wir lieben zwar alle unsere Nachbarschaft, möchten aber dennoch unsere Perspektive erweitern und uns mit Menschen vernetzen, die sich außerhalb unserer Komfortzone befinden.
Um zu verstehen, wie mithilfe einer vielfältigen Auswahl an Räumen eine bessere Arbeitsumgebung entstehen kann, geben wir hier einen Überblick darüber, aus welchen Settings eine hybride Arbeitsumgebung bestehen kann.
Nicht zugeordnete Teambereiche
Zugang zu privaten Räumen ist für hybride Mitarbeitende wie Jo unerlässlich. Ihre neue hybride Arbeitsumgebung bietet ihr viel Auswahl in Bezug auf Privatsphäre. Hört sie jemandem beim Vortragen zu und benötigt hierfür nur eine Nische mit visueller Privatsphäre und Kopfhörern? Oder trägt sie selbst vor bzw. muss beitragen und benötigt auch ein höheres Maß an akustischer Privatsphäre? Egal welches Szenario – die richtigen Optionen stehen zur Verfügung.
Interaktiver Bereich – Garten
Im Zentrum der größeren Arbeitsumgebung liegt dieser Gemeinschaftsbereich zur sozialen Interaktion, der die Atmosphäre eines Wohnzimmers mit der hocheffektiven Ausstattung eines Besprechungsraums vereint. So entsteht ein Ort, an dem Teams zusammenkommen können, um den Kontakt zueinander wieder zu vertiefen und Vertrauen aufzubauen.
Offener Bereich zur Zusammenarbeit
Wenn Jos hybrides Team Brainstorming-Sessions durchführen und neue Ideen entwickeln möchte, benötigt es einen Raum, der nicht so statisch ist, wie ein traditioneller Konferenzraum. Dieser Bereich ist so konzipiert, dass virtuell zugeschaltete Teamkolleg*innen auf einem großen Bildschirm zu sehen sind. Darüber hinaus gibt es leichte, bewegliche Whiteboards, die die Teamkolleg*innen vor Ort für die Abwesenden vor der Kamera platzieren können.
Zugeordnete Basis
Dieser einladende und lebendige Teil der Arbeitsumgebung bietet Jo und ihrem Team eine Basis, die sie ansteuern, sobald sie im Büro ankommen. Dieser Ort fördert ein Zugehörigkeitsgefühl, da klar ist, wo sich die Teammitglieder aufhalten werden, welche Tools und Materialien zur Verfügung stehen und dass sowohl Einzel- als auch Gruppenarbeitsplätze vorhanden sind.
Einzigartige Arbeitsumgebungen
Jede solche Arbeitsumgebung wird entsprechend der Teamkultur, den Arbeitsprozessen und der Herangehensweise ans hybride Arbeiten gestaltet werden.
ARBEITSUMGEBUNG FÜR MOBILE MITARBEITENDE
Eine Arbeitsumgebung für mobile Mitarbeitende ohne fest zugeordneten Arbeitsplatz sollte eine besonders große Auswahl an Settings bieten, damit die Nutzer*innen das höchste Maß an Einfluss auf ihre Umgebung haben und um vielen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
ZUGEORDNETE TEAMBEREICHE
Andererseits sollten Arbeitsumgebungen, die spezifischen Teams zugeordnet werden, über Projektstudios zur Unterstützung der generativen Arbeit verfügen sowie über persönliche Fokusräume, die einen nahtlosen Wechsel zwischen Einzel- und Teamarbeit ermöglichen.
VIER DESIGNPRINZIPIEN FÜR HYBRIDES ARBEITEN
In allen Arbeitsumgebungen kommen folgende vier elementaren Designprinzipien zum Tragen.
- Ich + Wir: Räume sollten so gestaltet werden, dass sie sowohl Einzel- als auch Gruppenarbeit unterstützen und fließende Wechsel zwischen diesen Arbeitsformen ermöglichen.
- Von starr zu fließend: Räume sollten, wenn möglich, ohne fest verbaute Elemente und Möbel angelegt sein. Der Fokus sollte stattdessen auf Anpassbarkeit und Flexibilität liegen.
- Offen + geschlossen: Offene Umgebungen sind prinzipiell flexibler, sodass dort mehr Zusammenarbeit stattfinden kann. Gleichzeitig möchten die Menschen selbst Einfluss darauf nehmen, ob und wie sie sich abgrenzen möchten. Und auch, wenn sie nicht immer vollständig abgeschlossene Räume benötigen, benötigen sie Zugang zu privaten Räumen.
- Digital + analog kombinieren: Darum geht es letztlich bei der hybriden Zusammenarbeit. Technologie und Raum müssen ganzheitlich betrachtet werden.
Hybride Arbeitsumgebungen gestalten: Lernen Sie neue Raumkonzepte kennen, die die Bedürfnisse der Menschen am hybriden Arbeitsplatz adressieren.
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