Inklusion leben
Inklusion liegt uns bei Steelcase sehr am Herzen. Daher haben wir uns mit Special Olympics Michigan zusammengetan und schaffen gemeinsam Räume für ein einzigartiges Inklusionszentrum.
„Mit diesem Zentrum möchten wir betonen, was möglich ist und nicht auf Einschränkungen hinweisen“, erklärt Jen VanSkiver, Chief Officer of Strategic Growth der Organisation Special Olympics Michigan (SOMI), die das ganze Jahr über Sportprogramme für Kinder und Erwachsene mit geistiger Behinderung anbietet. Jen ist außerdem die Mutter der Special Olympics-Athletin Claudia. Jen leitet ein Team, das eine ehemalige High School Schritt für Schritt in eines der größten Special Olympics Trainings- und Sportzentren weltweit umwandelt. Das SOMI Unified Sports & Inclusion Center ist das erste solche Zentrum, das für die Special Olympics entwickelt wird. Bei der Konzeption wird ein Modell genutzt, das auf Zusammenarbeit setzt, um die Ressourcen von neun gemeinnützigen Organisationen, die sich die Integration Behinderter zum Ziel gesetzt haben, zusammenzuführen.
„Die Bewohner*innen haben alle einen eigenen Raum für sich. Aber die besondere Wirkung des Zentrums zeigt sich in den Gemeinschaftsbereichen, wenn die Menschen dort zufällig bei Besprechungen, bei der Arbeit in Kleingruppen oder in Café-Arealen aufeinandertreffen. Wir schaffen einen zentralen Ort, an dem Menschen mit geistigen Einschränkungen Zugang zu allen Ressourcen haben, die sie für die Arbeit sowie zum Lernen und Spielen benötigen und um ihren Beitrag zur Gemeinschaft leisten zu können“, erklärt Jen. Steelcase arbeitete mit SOMI, dem Architekturbüro Mathison & Mathison, dem Steelcase Fachhändler Custer und den anderen Partnerorganisationen von SOMI zusammen, um die neuen Gemeinschaftsräume innovativ zu gestalten.
NOTHING ABOUT US WITHOUT US
(auf Deutsch etwa ‚Keine Entscheidung, die uns betrifft, ohne unsere Beteiligung‘)
„Im Anfangsstadium dieses Projekts war es uns wichtig, so viele Menschen wie möglich mit einzubeziehen, die die Gemeinschaftsbereiche des Zentrums nutzen würden. Wir wollten nicht einfach etwas für die Gemeinschaft gestalten. Wir wollten das Zentrum mit den Menschen zusammen erschaffen”, so Kamara Sudberry, Inclusive Design Leader bei Steelcase.
„Wir sehen integratives Design als Prozess, der Inklusion als Ergebnis hat.“
Kamara SudberrySteelcase Inclusive Design Leader
Claudia VanSkiver, Jens 22 Jahre alte Tochter und Basketballerin bei den Special Olympics, ist eine der vielen Personen, die bereits vom Zentrum profitieren können. Claudia hat eine undiagnostizierte kognitive Behinderung und braucht nach eigener Aussage mehr Zeit, um zu lernen und neue Informationen zu verarbeiten und benötigt zudem Hilfe bei planerischen Tätigkeiten. „Ich habe so viel zu geben. Ich sehe immer das Gute in jedem und bin fest davon überzeugt, dass diejenigen, die mich kennenlernen, auch das Beste in mir sehen werden”, so Claudia.
Sie entdeckte ihre Begeisterung für Basketball in der 8. Klasse, als sie bei ihrem ersten Spiel vor hunderten lärmender Fans mit dem Ball in der Hand im Centre Court stand. „Ich dachte, sie würde dem Druck nicht standhalten. Ich wollte zu ihr laufen und sie retten“, berichtet Jen. Aber Claudia führte zwei Dribbling-Manöver durch und versenkte den Ball im Korb. „Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Sie war immer freundlich und liebenswürdig. Der Sport hat ihr das Selbstvertrauen und den Antrieb gegeben, eine Führungspersönlichkeit zu werden, die nicht nur ihrer Leidenschaft folgt, sondern sich auch ein erfülltes und produktives Leben wünscht.“
„Das Allerbeste am Basketball ist, wie es sich anfühlt, wenn das ganze Publikum einen anfeuert“, sagt Claudia. „Das macht mich stark. Ich habe keinerlei negative Gedanken. Basketball gibt mir das Gefühl, in etwas die Beste zu sein. Und ich liebe es, meine Teamgefährtinnen dabei zu unterstützen, dass sie sich genauso fühlen.”
GLEICHWERTIGE TEILHABE STATT GLEICHBERECHTIGUNG
Zu zeigen, wie facettenreich Diversität unter Berücksichtigung von Einschränkungen sein kann und zu demonstrieren, wie sehr Claudia vom Basketballspielen profitiert, ist ein wichtiger Teil dessen, was SOMI mit den neuen Räumen ausdrücken möchte. Das Steelcase Applied Research and Consulting Team hat zusammen mit dem Interiors Exploration + Marketing Design Studio verschiedene Discovery Exercises und Workshops abgehalten sowie Umfragen und Interviews mit den Nutzer*innen der Räume durchgeführt. Dabei wurden nicht nur Verantwortliche und Mitglieder der Design Teams befragt, sondern auch Athleten, Freiwillige, Gäste, Familien, Mitglieder der Gemeinde uvm.
Ein Projekt wie dieses wurde noch nie zuvor umgesetzt und alle Beteiligten gingen mit einer demütigen Haltung heran. Je mehr Menschen in den Designprozess involviert werden, umso schneller gibt es Lernerfolge. Viele Arbeitsplatzkonzepte streben nach Gleichheit, also danach, jedem das Gleiche anzubieten. Diese Herangehensweise ist allerdings nicht inklusiv, da verschiedene Menschen viele unterschiedliche Erfahrungen machen. Design sollte stattdessen auf gleichwertige Teilhabe abzielen und verschiedene Möglichkeiten bieten, damit sich alle integriert fühlen. Den einzelnen Mitarbeitenden sollten die Rahmenbedingungen geboten werden, die sie benötigen.
„Der integrative Designprozess macht einen signifikanten Unterschied. Unsere ‚Special Needs‘ Community muss sich schon seit langem an die breite Gesellschaft anpassen, die uns noch nie wirklich berücksichtigt hat“, sagt Jen. „Diese neue Umgebung wird zeigen, wie gut geplante Räume auch das Potenzial von Menschen mit Einschränkungen freisetzen und unterstützen können.“
„Dies wird ein Ort, der neue Standards setzt, nicht nur für die Special Olympics oder die ‚Special Needs‘ Community. Dieser Standard gilt für jeden Menschen, überall auf der Welt.“
Jen VanSkiverSpecial Olympics Michigan
Das Projekt umfasst eine große Facette an Sichtweisen, Erfahrungen und berücksichtigt verschiedenste Arten von Einschränkungen. Das Team bat jede der Organisationen darum, Vertreter aus den von ihnen betreuten Communities zu benennen, die an dem Prozess beteiligt sein sollten. Vor jeder Sitzung wurden vorab Dokumente und Bilder zu den Inhalten der Sitzung verschickt, um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, diese zu überprüfen und darüber nachzudenken. Sie fügten jedem Bild einen Alt-Text hinzu (Bildbeschreibungen, die von Bildschirmlesegeräten vorgelesen werden), engagierten einen Gebärdendolmetscher, boten persönliche und virtuelle Besprechungen an und bauten im Laufe der Zeit Vertrauen und Beziehungen auf, weshalb die Teilnehmenden gerne über ihre Erfahrungen berichteten.
„Manchmal hat das, was die Menschen gesagt oder im Chat geschrieben haben, den Ausschlag in den Sessions zum Austausch gegeben. Manchmal war es aber auch etwas, das wir selbst beobachten konnten“, sagt Meg Bennett, Steelcase Global Design Principal. „Die Menschen schaffen sich häufig ihre eigenen Behelfsmittel und indem wir sehen, wie sie sich im Raum bewegen, können wir Barrieren erkennen und überwinden, die die Menschen davon abhalten, gleichwertig am Geschehen teilzunehmen. So werden wir inklusiver.“
DESIGN FÜR INTEGRATION & INKLUSION
Jeder gemeinschaftlich genutzte Bereich wird anders aussehen. Kein Bereich oder Produkt kann als inklusiv gelten, wenn die bewussten Schritte in Richtung Inklusion nicht verstanden werden. Es haben sich im Laufe des integrativen Designprozesses dennoch grundlegende Designaspekte herauskristallisiert.
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- Gestaltung von Orten, an denen sich Menschen willkommen, behaglich und stolz fühlen. („Wir zeigen ganz unterschiedlichen Besucher*innen unsere einzigartigen Fähigkeiten“, sagt Claudia.)
- Hinweise auf verschiedene Nutzungen eines Raums. (z.B. Fest installierte Orientierungspunkte, Platzierung von Elementen wie Steckdosen auf immer ähnliche Art und Weise, Materialien zur Abgrenzung von Raum und eine Vielzahl an Elementen zur Unterstützung der Wegeführung
- Angebot flexibler Möblierung, die vielfältige Aktivitäten unterstützt und jeden mit einbezieht.
- Einsatz von Materialien, die die Nutzung in Bezug auf visuelle und akustische Aspekte sowie Mobilität verbessern.
Die Designer*innen haben weitere Faktoren bei die Gestaltung der Konzepträume berücksichtigt.
Akustik + Abgrenzung
Laute, offene Umgebungen sind für alle Menschen unangenehm, aber insbesondere für diejenigen, die eine Überstimulation vermeiden müssen, schlecht hören oder denen es schwer fällt, Stimmen einzeln herauszuhören. Akustische Begrenzungen und Wandpaneele tragen dazu bei, den Schall zu dämpfen und Widerhall zu verringern.
Screens und Abschirmungen sorgen dafür, visuelle Ablenkung zu reduzieren und bieten den Rahmen und die nötige Privatsphäre für persönliche Unterhaltungen (gesprochen oder in Zeichensprache). Bestimmte Farben und Materialien schaffen einen guten Hintergrund und schmeicheln unterschiedlichen Hauttönen. Es sollte vermieden werden, dass Menschen nicht gut erkennbar sind, damit jeder sich gesehen und verstanden fühlt.
Konfigurationen im Kreis oder Halbkreis
Die Möblierung sollte auf eine Weise angelegt sein, die möglichst viel Augenkontakt ermöglicht. Es sollten Wege gefunden werden, Raumabschnitte für Menschen mit Rollstühlen oder anderen Mobilitätshilfen zu reservieren, damit sie voll ins Geschehen integriert werden können. Tische mit mittigem Sockel oder Fuß sind besser zugänglich und erleichtern die Bewegung im Raum.
Feste und flexible Möblierung
Große, fest installierte Möbelstücke definieren den Raum und wirken wie ein Anker, der blinden Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung die Orientierung im Raum erleichtert. Allerdings können große Möbel auch hinderlich sein, gerade, wenn Räume angepasst werden sollen. Deshalb ist es wichtig, eine gute Balance auf Flexibilität und Konsistenz zu bieten, die alle Anforderungen, die an den Raum gestellt werden können, erfüllt.
Auswahl an Sitzmöglichkeiten
Eine Auswahl verschiedener Sitzhöhen ist eine gute Voraussetzung dafür, dass alle den Raum gemeinsam nutzen können. Ein vielfältiges Angebot an Sitzbreiten gibt den Nutzer*innen mehr Auswahl. Auch die Dichte des Schaums im Sitzpolster sowie Armlehnen sollten berücksichtigt werden. Eine festere Sitzfläche erleichtert das Aufstehen aus der sitzenden Position. Und Armlehnen unterstützen den Wechsel vom Rollstuhl oder der Mobilitätshilfe bzw. den Wechsel von Sitzen zu Stehen. Der Einsatz von Rollen steigert die Flexibilität eines Sitzmöbels, verringert aber dessen Stabilität und kann sich auf das Gleichgewicht des Menschen auswirken.
Auswahl an Tischen
Tische in Stehhöhe sind normalerweise für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder begrenzter Mobilität nicht nutzbar. Gleichzeitig können auch Tische in Sitzhöhe für Menschen mit Rollstühlen oder eingeschränkter Mobilität zu niedrig sein. Deshalb sollte in den einzelnen Bereichen eine Auswahl an Tischhöhen und/oder höhenverstellbare Tische angeboten werden. Darüber hinaus sollten Tische mit Mittelfuß oder Sockel zum Einsatz kommen, da diese besser zugänglich sind. Eine runde Tischform macht den Tisch von allen Seiten her erreichbar.
Beschreibbare Oberflächen
Beschreibbare Oberflächen fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und können dazu genutzt werden, Standort- und Richtungshinweise zu geben und die Navigation und Wegeführung zu erleichtern. Vertikale Marker Boards können von Menschen mit Mobilitätshilfen oder Menschen mit unterschiedlichen Körpergrößen besser genutzt werden. Boards mit einem dunkleren Hintergrund sind kontrastreicher und erleichtern es dadurch, Inhalte anzusehen oder zu lesen. Auch die Nutzung magnetischer Boards sollte in Betracht gezogen werden, damit Braille-Magnete für die Blindensprache (die sowohl Buchstaben oder Zahlen darstellen können) genutzt werden können.
Stromversorgung
Der Zugang zur Stromversorgung ist ein wichtiger Faktor. Müssen sich die Menschen abmühen, um ein Kabel unter dem Tisch herauszufischen, das außerhalb ihrer Reichweite liegt? Leicht zugängliche, integrierte oder mobile Stromversorgungsoptionen unterstützen mehr Menschen und bieten so mehr Komfort.
INVESTITION IN MENSCHEN
„Der Raum bietet die Option, Menschen optimal zu unterstützen. Es geht darum, das menschliche Potenzial wertzuschätzen. Steelcase unterstützt uns dabei, der Welt zu zeigen: „Es gibt hier so viel Potenzial“, sagt Jen. „Und wenn wir hier etwas erreichen können – stellen Sie sich vor, was wir dann erst für alle anderen schaffen können.“
Der integrative Designprozess hat sich auch auf die Mitarbeitenden bei Steelcase ausgewirkt. „Man kann Empathie nicht verlernen. Sobald man von jemandem gelernt hat, sobald diejenigen bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen, entsteht Wissen und dies hat einen Effekt auf die gesamte Arbeit, die wir tun“, so Meg.
Der Einfluss dieses Projekts wird über die Grenzen der Zentrums hinaus spürbar sein. Nicht nur die Menschen, die den Raum nutzen und die umgebenden Gemeinden und Gemeinschaften werden profitieren. Die Erfahrungen, die hier gemacht werden, können in Zukunft auf alle Organisationen, mit denen Steelcase oder die gemeinnützigen Organisationen des Zentrums zusammenarbeiten, angewandt werden.
„Dieser Bereich ist ein Zentrum für Menschen, die nicht immer gesehen oder berücksichtigt werden, da man häufig gar nichts über sie weiß. Dies bedeutet aber auch, dass man sich als Unternehmen oder Institution von einer Gruppe an Menschen abwendet, die auf bedeutsame Weise Einfluss nehmen können“, so Jen. „Uns war nicht klar, wie tiefgreifend uns dieser Prozess verändern würde. Es war wichtig, die Expertise der Menschen kennenzulernen, die selbst betroffen sind, damit wir Themen verstehen lernen, von denen wir noch nicht einmal wussten, dass sie existieren.“
Modell für inklusive Arbeitsumgebungen der Zukunft
Ansprechende Arbeitsbereiche schaffen, die allen gerecht werden MODELL KENNENLERNEN