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Design neu denken,
nachhaltig gestalten
Die Entscheidungen, die Designer*innen treffen, zeigen Wirkung – denn sie sind von Natur aus echte Experten für kreative Konzepte, die Blickwinkel und Denkmuster hinterfragen. Aber die Erarbeitung von ressourcenschonenden Lösungen zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels ist eine enorme Herausforderung.
Um diese komplexe Thematik zu bewältigen, müssen Menschen aus verschiedensten Bereichen zusammenarbeiten und sich gegenseitig auf die Probe stellen. Sie müssen althergebrachte Denkweisen und Prozesse hinterfragen, um neue Lösungen zu entwickeln, die zu einer besseren und nachhaltigeren Zukunft führen.

Das Beratungsunternehmen für Design und Innovation, IDEO, hat mit seinem Modell zu drei Innovationsfaktoren viele Designfachleute inspiriert: Wunsch (ein Bedürfnis), wirtschaftliche Nutzbarkeit (Rentabilität) und Umsetzbarkeit (Produkt, das unter Berücksichtigung spezifischer Kriterien produziert werden kann). Heute kommt angesichts der Klimakrise ein weiterer Faktor dazu: Verantwortungsbewusstsein.
„Unter Verantwortung verstehen wir unsere moralische und ethische Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, bei allem, was wir kreieren, konsumieren oder nutzen, die Umwelt zu berücksichtigen,“ sagt Michael Held, Steelcase Vice President of Global Design. „Wir entwickeln die Art und Weise, wie wir Produkte entwickeln, kontinuierlich weiter, da jede Innovation für uns als Gesellschaft versteckte Kosten mit sich bringt.“

Verantwortungsbewusstsein ist nichts Neues im Design, aber der Ansatz, die Folgen jeder Entscheidung – ob groß oder klein – kontinuierlich zu prüfen, liefert neue Erkenntnisse. Mitarbeiter aus den Bereichen Design, Ingenieurwesen, Forschung, Operations usw. bei Steelcase engagieren sich, bei der nachhaltigen Produktgestaltung kontinuierliche Fortschritte zu erzielen. Sie lernen dazu und können neue Ideen oder Ansätze weitergeben, die helfen, gemeinsam etwas zu bewirken.
Mikas Team hat die Aufgabe, Nachhaltigkeitsziele zu definieren, zu bewerten und zu erreichen. Die bereichsübergreifende, langfristige Strategie sieht vor, dass jede Entscheidung zu Design und Konstruktion anhand robuster Richtlinien beurteilt werden muss.

Seit 1912 ist Nachhaltigkeit einer der Grundwerte bei Steelcase und fließt in die Produktentwicklung mit ein. „Unsere Erfahrung zeigt, dass es auch gut fürs Geschäft ist, Gutes für die Umwelt zu tun. Deshalb geben wir unsere Erkenntnisse an unsere Zulieferer, Partner und andere Stakeholder weiter“, erklärt Allan Smith, Chief Revenue Officer bei Steelcase.
„Das schafft Werte durch neue Chancen für Innovationen und Umsatzströme, die ermöglichen, Kunden besser bei ihren Geschäftsentscheidungen zu diesem Thema zu unterstützen. Und es kommt gleichzeitig der globalen Community zugute.“

Wie also funktioniert das? Wie werden etablierte Prozesse, z. B. in der Produktentwicklung, im Zeitalter des Klimawandels neu gestaltet?
„Unsere Nachhaltigkeitsstrategie zielt auf drei Aspekte ab,“ sagt Mary Ellen Mika, Steelcase Director of Sustainability. „Wir reduzieren unseren CO2-Fußabdruck, entwickeln Produkte mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft und verwenden Materialien verantwortungsvoll. Alle Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, sollten mit diesen drei Zielen in Einklang stehen und Fortschritte in diese Richtung erzielen.“ Neue Prioritäten Eine neue globale Steelcase-Studie zeigt: Führungskräfte sind mehr denn je bereit, anders zu denken – das Wohlbefinden der Mitarbeiter, Vielfalt und Integration sowie Nachhaltigkeit werden die wichtigsten Entscheidungskriterien am Arbeitsplatz. Diese Themen sind eng verknüpft und beeinflussen die Entscheidungen von Mitarbeitenden, Investoren und Kunden. Entscheidungsträger möchten mit Unternehmen arbeiten, die in Strategien und Technologien investieren, um einerseits finanziell erfolgreich zu sein, andererseits die Umweltressourcen zu schonen und regenerative Ansätze, auch im Produktdesign, anzustreben.
„Die Nutzung der geringsten erforderlichen Materialmenge zeugt von intelligentem Design“, so Held. Viele von uns sind im Zeitalter des Überflusses aufgewachsen – größere Häuser, Autos, Mahlzeiten. Doch Held betont, dass frühere Generationen sparsamer waren, da viele Dinge nur in geringem Umfang verfügbar waren. Deshalb wurden Ressourcen auf innovative Weise genutzt, was auch heute noch möglich ist. „Ob es sich nun um ein Produkt, ein Gebäude oder sogar die Stadtplanung handelt – um mit weniger Materialien und Ressourcen hochwertige Produkte zu schaffen, braucht es ein anderes Mindset“, erklärt Held.

Die Steelcase Produktentwicklungsteams starten immer mit der Frage: Wie lässt sich die gleiche oder eine bessere Leistung im Vergleich zu den derzeit auf dem Markt erhältlichen Produkten erreichen, aber mit weniger Material, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern? Held sagt, dass die crossfunktionalen Teams mehr denn je auf das Gewicht der Produkte achten. Steelcase Karman® demonstriert diesen Ansatz: Um ein Gewicht von nur 13 kg zu erreichen, war ein Umdenken in Sachen Design, Konstruktion und Materialwahl erforderlich. So konnte einer der leichtesten Arbeitsstühle der Branche entwickelt werden, der gleichzeitig unglaublich stabil ist. In Europa wurde der höhenverstellbare Migration SE-Schreibtisch so angepasst, dass er leichter als die meisten anderen Schreibtische, aber genauso stabil ist. Nach jeder Innovation wird das Gelernte im nächsten Projekt umgesetzt und führt so dazu, dass andere angeregt werden, ihre Herangehensweise zu überdenken.
Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks Weniger Gewicht und Materialaufwand bedeutet weniger Kraftstoff beim Transport, geringeren Ressourcenverbrauch bei der Produktion und eine geringere Umweltbelastung. Eine Innovation in der Materialwissenschaft führte 2018 zur Entwicklung des Steelcase SILQ-Stuhls, der ohne Mechanik auf Bewegungen reagiert. Die Planenden nutzten die beim Design von SILQ gewonnenen Erkenntnisse, um Steelcase Karman mit einem Gewicht von nur 13 kg zu entwickeln.
„Um mit weniger
Materialien und
Ressourcen hochwertige
Produkte zu schaffen,
braucht es ein anderes
Mindset.”
Michael Held
Steelcase Vice President of Global Design
Steelcase Karman besteht aus möglichst wenigen Komponenten, um die Umweltbelastung zu senken.
Material-
gewicht
× Kohlenstoff-
Intensität
+ Sonstiger
gebun-
dener
Kohlenstoff
= Gesamter
gebun-
dener
Kohlenstoff
Embodied Carbon (gebundener Kohlenstoff) und der CO2-Fußabdruck eines Produkts beziehen sich auf die Summe der Treibhausgasemissionen, die während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts entstehen. Also von der Materialbeschaffung über die Herstellung und den Transport bis hin zum Nutzungsende. Hierbei ist die Verarbeitung von Materialien zu Produktteilen besonders relevant. Um den Anteil an Embodied Carbon (oder den CO2-Fußabdruck) eines Produkts zu ermitteln, wird das Gewicht jedes für das Produkt verwendeten Materials gemessen und mit der CO2-Belastung multipliziert (CO2-Emissionen bei der Materialherstellung und Verarbeitung), dann wird der übrige, im Laufe des Produktlebens entstehende gebundene Kohlenstoff hinzugerechnet. Was ist Embodied Carbon? Dies zeigt, wie man mit weniger neuen Materialien, mehr recycelten Stoffen oder Materialien mit geringerer Kohlenstoff-Intensität, die Berechnung beeinflussen und somit den gesamten gebundenen Kohlenstoff eines Produktes reduzieren kann.
Früher waren Werkstoffe dann „richtig“, wenn das Material fehlerfrei und leistungsfähig war. „Kunden und Designer legen Wert auf Qualität und Langlebigkeit und schätzen Materialien mit höherem Recyclinganteil, die leicht wiederverwertet werden können und unbedenklich sind“, sagt Mika. „Um unser Ziel der verantwortungsvollen Materialauswahl und -nutzung zu erreichen, erkunden wir Optionen, die früher wohl nicht in Betracht gekommen oder verfügbar gewesen wären.“

Der Steelcase Flex Perch Hocker ist das Resultat der Partnerschaft mit BASF zur Erforschung eines neuen Kunststoffs aus den Abfallströmen der Elektronikproduktion. Das Material verhält sich wie neuwertiger Kunststoff, ist zu 100 % recycelbar und verhindert, dass Elektronikschrott auf Deponien endet.

Früher waren Astlöcher, unterschiedliche Streifen und andere natürliche Merkmale verpönt. In der heutigen Zeit werden die einzigartigen ‚Imperfektionen‘ von nachhaltigem Material geschätzt. Nachhaltig gewonnenes Holz und natürlich gewonnene Gewebe unterstützen einen regenerativen Ansatz bei der Produktfertigung. „Unsere Teams untersuchen schnell wachsende Naturmaterialien wie Flachs und Hanf in Kombination mit organischen Bindemitteln“, erläutert Held. „Solche Fasern sind von Natur aus rund und wachsen ohne großen Wasserverbrauch. Durch Experimente entdecken wir neue Gestaltungsmöglichkeiten.“
„Um unser Ziel der verantwortungsvollen Materialauswahl und -nutzung zu erreichen, erkunden wir Optionen, die früher wohl nicht in Betracht gekommen oder verfügbar gewesen wären.” Mary Ellen Mika
Steelcase Director of Sustainability
Loop to Loop von Designtex* sammelt und recycelt den eigenen Textilabfall des Unternehmens. Weitere Beispiele für Wiederverwendungsmodelle sind das aus Plastik aus dem Meer hergestellte Intersection* und die Projekte Beyond Loop und Renewed Loop der Gabriel Group in Europa, für die jährlich 17 Tonnen Materialabfälle des Steelcase-Werks in Sarrebourg, Frankreich, verwertet werden sollen. Verantwortungsvolle Materialauswahl
und -nutzung
Textilien und Farbpulver, die früher auf der Mülldeponie gelandet wären, werden für die Herstellung neuer Oberflächen wiederverwendet. Die Kollektion ‚New Black'* von Steelcase wird aus recycelten Stoffresten hergestellt. Wiederaufbereitete Farbe wird auf die innenliegenden Verbindungsstellen des Answer-Paneelsystems* aufgebracht.
Design mit Fokus auf Kreislaufwirtschaft ist ein komplexes Unterfangen und erfordert eine neue Sichtweise in Bezug auf Qualität. Anstatt sich nur auf die Leistung eines Produkts während seiner Lebensdauer zu konzentrieren, werden alle Phasen des Produktlebens berücksichtigt – auch der Energieverbrauch bei Herstellung, Transport und am Ende der Nutzungszeit.

„Zu viele potenziell recycelbare Produkte werden nicht recycelt“, berichtet Held. „Manche Produkte sind theoretisch recycelbar, praktisch betrachtet aber nicht. Deshalb konstruieren wir Produkte so, dass sie leicht zerlegbar sind und leichter repariert oder aufgearbeitet werden können, um die Produktlebensdauer zu verlängern und das Produkt bei Bedarf dem richtigen Recyclingkreislauf zuzuführen.“
Design mit Blick auf
Kreislaufwirtschaft
Everwall™*, ein auf Modularität ausgelegtes Fertigwandsystem, kann an veränderte Arbeitsplatzbedürfnisse angepasst werden. Seine Komponenten sind ein Bausatz aus wiederverwertbaren Materialien wie Glas, Stahl und Aluminium und zu 100 % wiederverwertbar. Das System wird teilmontiert geliefert, um Schneiden, Staub und Abfall zu vermeiden und die Installation zu beschleunigen.
Steelcase Flex Active Frames zum Beispiel sind so konzipiert, dass für einen schnellen Auf- und Abbau nur ein einziges einfaches Werkzeug benötigt wird. Viele der Komponenten können mit einem Klick zusammengefügt werden und erfordern keinerlei zusätzliches Werkzeug. In Europa werden Steelcase Flex Active Frames in einer flachen Packung mit optimierter Paketlogistik versandt. Alles Benötigte wird in einer Einheit zusammengefasst, um den Aufbau zu erleichtern. Je nach Größe dauert die Montage 20 Minuten oder weniger. Flache Kartons bedeutet, dass mehr Produkte auf einmal versandt werden, was die CO2-Emissionen senkt. Für den Transport können die Teile einfach zerlegt werden. Am Ende der Nutzungsdauer erhöht sich durch die einfache Demontage die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt recycelt wird. Nachhaltiges Design erfordert Teamgeist in Bezug auf alle Aspekte des Produktlebenszyklus sowie die Kooperation mit vielen verschiedenen Partnern, um neue Technologien, Materialien und Verfahren zu entwickeln. Manchmal kann etwas, das wie eine kleine Veränderung wirkt, insgesamt eine große Wirkung entfalten. Es geht darum, fortlaufend zu testen, lernen und die Bereitschaft zu haben, sich auszutauschen – damit wir etwas bewirken können. Gemeinsam. *Die Produktverfügbarkeit variiert je nach Region. In Europa haben Designer und Ingenieure einen Weg gefunden, Divisio Acoustic Screens mit Reißverschlüssen, anstatt Klebstoff herzustellen. Divisio besteht aus einem recycelbaren PET-Füllmaterial und einem handgenähten Stoff und kann leicht zerlegt werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt recycelt wird. Eine bessere Zukunft gestalten Wir arbeiten daran, eine bessere Zukunft
für das Wohlergehen der Menschen und
unseres Planeten zu gestalten.
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